Vom elektrischen Strom

Die technische Reihe

 

Im Jahr 1948 erschien im Vier Tannen Verlag in Berlin-Grunewald und Augsburg eine Reihe kleiner Jugendbücher zum Thema Technik. Die nur 12cm x 16cm großen Bändchen waren reich illustriert und erklärten in leicht verständlicher Form das jeweilige Thema.

Originale: Sammlung Joachim Fricke


Die Illustrationen für den hier wiedergegebenen ersten Band der Reihe, "Vom elektrischen Strom" schufen die Künstler Erwin Bindewald und Josef Danilowatz. Über den Autoren, Hans Nagorsen, waren leider keine näheren Informationen in Erfahrung zu bringen.

Erwin Bindewald (1897-1950)

Bindewald wurde am 10. September 1897 in Berlin als Sohn des aus Hessen stammenden Landschaftsmalers Friedrich Bindewald geboren. Bis 1919 studierte er an der Berliner Kunstakademie. Neben Landschafts- und Architekturmotiven stand immer die Technik im Mittelpunkt seines Schaffens. Zu seinen zahlreichen Arbeiten gehören auch die Buchillustrationen zu "Bunter Traum auf gewebtem Grund"- einer Geschichte des Stoffdrucks - und zu "Werden der deutschen Polizei". Bindewald arbeitete auch für die Industrie. Aus seiner Tätigkeit für die Schweinfurter Kugellagerwerke resultierte seine Entscheidung 1943 nach Marktbreit in Franken umzusiedeln. 1949 verzog er nach Würzburg, wo er am 18. Dezember 1950 verstarb.

Josef Danilowatz (1877-1945)

Josef Danilowatz wurde am 22. November 1877 in Wien geboren. Um die Jahrhundertwende studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Nach dem Studium widmete er sich dem Gebiet der Karikatur. Viele dieser Karikaturen beinhalteten das Thema Eisenbahn. In Zusammenarbeit mit Dr. Walter Strauß entstand 1925 das Buch "Von eisernen Pfaden und Pferden", für das Danilowatz die Illustrationen zeichnete. Durch Vermittlung von Dr. Strauß erhielt Danilowatz 1929 den Auftrag für die Illustrierung der Märklin-Kataloge. Diese Tätigkeit übte er bis 1939/40 aus, als der letzte Vorkriegskatalog von Märklin erschien. Bereits Anfang der 1940er Jahre hatte Danilowatz eine Reihe von Bildern für die "Technische Reihe" des Vier Tannen Verlags in Berlin geschaffen. Diese Reihe erschien jedoch erst drei Jahre nach seinem Tod im Jahr 1948. Josef Danilowatz verstarb am 14. November 1945 in Wien.


Die technische Reihe

will die vielfältige, interessante und schöne Wunderwelt der Technik in wissenschaftlich zuverlässiger und doch anschaulicher und leicht verständlicher Form der Jugend nahebringen. Sie erzählt von der gebändigten Kraft des Dampfes, von der gefesselten Gewalt des elektrischen Stromes, ebenso wie von der Technik der modernen Industrieanlagen und vermittelt so ein anschauliches Bild von dem, was menschlicher Erfindergeist ersann.

Die technische Reihe will der Jugend die Leistungen von Männern zeigen, die durch ihre aufopferungsvolle Arbeit zu Wegbereitern der Wissenschaft wurden, zu Pionieren der Menschheit.

Ihre Werke begleiten uns heute überall, sie dienen und helfen uns, die Schwierigkeiten des Alltags zu überwinden.

Als erste Bände dieser Reihe sind erschienen:

 

Vom elektrischen Strom von Hans Nagorsen
Räder rollen von Heinz-Dieter Pilgramm
Die Lokomotive von Otto Remmert
Die Telegrafie von Max Braun

 


HANS NAGORSEN

Vom elektrischen Strom

 

 

 

 

 

 

Bilder von E. Bindewald und J. Danilowatz

Technische Zeichnungen von Max Braun

VIER TANNEN VERLAG BERLIN UND AUGSBURG


1. Als die Großeltern Kinder waren

Vor vielen Jahren, als eure Großeltern noch Kinder waren, gab es kein elektrisches Licht, keinen Fernsprecher und keinen Rundfunk. Wenn es draußen dunkel wurde, hatte man zwar eine Kerze oder eine Petroleumlampe, aber ihr wißt ja, daß eine Kerze nicht sehr hell brennt, auch das Licht der Petroleumlampe ist nur schwach. Darum ging in jener Zeit wohl jedermann früh ins Bett. Die Kinder konnten beim Kerzenschein kaum noch Schularbeiten machen.

Und da es auch keinen Fernsprecher gab, so konnte auch nicht der Arzt angerufen werden, wenn jemand krank war.  Denkt einmal, wie schlimm das besonders auf dem Lande war.  Da mußte der Bauer seine Pferde vor den Wagen spannen und schnell mit dem Kranken in die Stadt zum Doktor fahren. Doch der Weg war weit, die Straße holprig, so daß dem Kranken noch elender wurde. Manchmal kam dann die Hilfe des Arztes zu spät.

Wie einfach ist es dagegen heute! Wenn wir nicht selbst schon einen Fernsprecher haben, so gibt es doch einen in der Nachbarschaft. Euere Mutter kann den Arzt herbeibitten, sie kann dir ein elektrisches Heizkissen ins Bett legen. Sie knipst die Nachttischlampe an und stellt, damit du dich nicht langweilst, den Rundfunkempfänger ein.

Als die Großmutter jung war, gab es noch kein elektrisches Licht

2. Wie der elektrische Strom zum Helfer der Menschen wird

Als unsere Großeltern zum ersten Male das elektrische Licht sahen, glaubten sie an ein Wunder. Sie wunderten sich auch über die erste  Straßenbahn und über den ersten Fernsprecher. Sie konnten es sich nicht erklären ! - Was sagen wir dazu? Nun, es gibt einen gewaltigen, unsichtbaren Diener der Menschen, den elektrischen Strom! Wie ein Wasserstrom die Mühlen antreibt, so treibt der elektrische Strom die Motoren im Fahrstuhl, in der Straßenbahn und im Staubsauger. Er fließt auch - wie ihr wißt - in der Glühlampe, im Bügeleisen, im Heizkissen und wirkt sogar beim Fernsprecher mit.

Elektrische Ströme gibt es zwar auch in den Gewittern; der Blitz ist ein Strom, der zwischen den Wolken auftritt und von dort zur Erde springt. Aber er ist ungebändigt, darum zerstört er Bäume und Häuser, tötet sogar Menschen und Tiere. In den elektrischen Geräten kann der Strom nicht wie der Blitz seine Gewalt zerstörend entladen, sondern er muß auf vorbereiteten Wegen fließen. Solche Wege sind fast alle Metalle, in ihnen fließt er leicht. Dagegen fließt er zum Beispiel nicht durch Papier und Gummi. Darum werden die Leitungen, durch die der Strom gehen soll, aus Kupfer oder Aluminium gemacht und mit Gummi, Papier oder ähnlichem isoliert.

 

Der Blitz ist ein ungebändigter elektrischer Strom, der Häuser und Bäume zerstört.

Der von den Menschen gebändigte Strom fließt durch Leitungen.

3. Die Elektronen auf der Reise

In einem Flusse, einem Wasserstrome fließen viele, viele Wassertröpfchen. Was fließt nun in einem elektrischen Strome? Ganz winzig kleine Elektrizitätsteilchen sind es, so klein, daß man sie nicht sehen, und so leicht, daß man sie nicht wiegen kann.  Ein solches Teilchen heißt Elektron. Was für die Wassertröpfchen das Flußbett oder das Leitungsrohr ist, das ist für die Elektronen der Leitungsdraht - ein gebahnter Weg. In ihm bewegen sie sich von einem Ende zum andern; aber nicht von selbst, sondern nur, wenn ein elektrischer Druck sie hindurchtreibt - so wie ein Wasserdruck, ein Gefälle notwendig ist, um den Wasserstrom durch die Leitungsröhren zu treiben.  Den elektrischen Druck nennt man Spannung. - Seht euch einmal die Taschenlampenbatterie an. Die zwei Streifen, die aus ihr herausragen, sind aus blankem Messing und heißen Pole. Bei der Batterie im bunten Bilde ist der eine Pol voller Elektronen, der andere, auf dem das Lämpchen steht, ist leer.  Legen wir nun den kurzen Messingstreifen, genau wie das Bild zeigt, an das Lämpchen heran, dann fließen die Elektronen vom kurzen Messingstreifen über das Lämpchen in den langen Messingstreifen. Die Lampe leuchtet! Bei einer richtigen Taschenlampe ist das Lämpchen natürlich in einer "Schraubfassung". Auch drückt man zum Einschalten den kurzen Messingstreifen nicht an die Lampe heran, sondern hat dafür einen kleinen Schalter. Die Schalter sind wichtig, weil man mit ihnen den Strom für eine Lampe, einen Motor oder irgendein anderes Gerät ein- oder ausschalten kann.

Das Taschenlämpchen brennt, weil die winzigen Elektrizitätsteilchen über den linken Metallstreifen durch das Lämpchen fließen können. Unten ein paar Schalter.

4. Die vielseitige Steckdose

Jedes elektrische Gerät wird vom Strom durchflossen. Er tritt an einer Stelle ein, an einer anderen aus. Darum führen immer zwei Leitungen zum Gerät, auch wenn sie zusammen in einer Hülle stecken. Und daher hat auch die Steckdose unserer Lichtleitung, aus der wir den Strom entnehmen, zwei Löcher und der Stecker an der Geräteleitung zwei Stifte. Hinter den Löchern, in der Steckdose befinden sich Metallhülsen, die die Steckstifte umklammern, so wie du mit deinen Händen die Reckstange umschließt. Ja - und von den Steckerstiften geht's dann durch die Leitungen zum Zähler und vom Zähler aus dem Hause, dorthin, woher der Strom kommt. An eine Steckdose kann man verschiedenartige Geräte anschließen, z. B. Vatis Schreibtischleuchte oder eine Heizsonne, Muttis Bügeleisen oder das Heizkissen. Das sind Dinge, in denen der Strom Licht oder Wärme erzeugt. Ebenso einfach können wir auch andere Geräte mit der Steckdose verbinden: Staubsauger, Lüfter Haartrockner, eine kleine Waschmaschine oder eine Kaffeemühle. Hier soll der Strom, wie unsere Hände, eine richtige Arbeit verrichten. Dafür erhalten diese Geräte einen kleinen Motor. Wir nennen ihn Elektromotor und werden noch von ihm hören.

Elektrisches Bügeleisen und Staubsauger

5. Warum heizt die Heizsonne und warum leuchtet die Lampe?

Stellt euch vor, daß viele Millionen der winzigen Elektronen durch den Draht eilen. Auf einmal wird an einer Stelle der Draht sehr dünn. Nun zwängen sich die Elektronen in starkem Gedränge hindurch. Dabei gibt es ein heftiges Stoßen und Rütteln, wovon der Draht ganz heiß wird. Das haben nun geschickte Erfinder ausgenutzt, um durch elektrischen Strom Wärme und Licht zu erzeugen. Ein Drähtchen, das von einem genügend starken Strom durchflossen wird, erhitzt sich durch die eilfertigen Elektronen so, daß es glüht. Guckt euch doch mal die Heizsonne an! Hier spendet uns der elektrische Strom Wärme. Wenn das Drähtchen in ein Bügeleisen eingebaut ist, dann macht es das Eisen heiß. Heizdrähte, befinden sich auch im Heizkissen, aber sie sind so gewählt, daß das Heizkissen nur warm wird. Ganz dünne Drähte nimmt man, wenn der Draht noch heißer werden soll, ja - wenn er so heiß werden soll, daß er auf Weißglut kommt und viel heller leuchtet als das Feuer im Ofen. Wo das geschieht, wißt ihr alle, nicht wahr? In der Glühlampe! An der Luft würde dieses Drähtchen, das ja viel dünner ist als ein Haar, sofort verbrennen, darum umgibt man es mit einem Glaskolben, worin statt Luft ein besonderes Gas ist, in dem der Draht nicht verbrennen kann.

Elektrische Heizsonne und ihr Heizkörper

6. Der Strom macht das Eisen magnetisch

Ein Hufeisenmagnet, der Nadeln, Nägel und eiserne Münzen anzieht und festhält, besteht aus besonderem Stahl; gewöhnliches Eisen ist nicht magnetisch. Nur wenn man um einen Eisenstab isolierten Draht wickelt und dadurch den Strom schickt, wird das Eisen magnetisch; es zieht andere Eisenstücke an. Wird der Strom aber ausgeschaltet, so fallen die Eisenstückchen ab. Der Eisenstab ist nun kein Magnet mehr. Ein Magnet, der nur bei Stromdurchgang anzieht, heißt Elektromagnet. Der auf dem Bilde dient z. B. zum Verladen von Eisenschrott. Er wird von dem Kran aus auf den Berg von Schrott heruntergelassen. Schaltet der Kranführer den Strom ein, so hängt im Nu ein ganzer Packen Eisenteile daran. Dreht jetzt der Kranführer den Kran über einen Lastkahn und schaltet den Strom aus, so fällt alles Eisen ab, mitten in den Lastkahn hinein.

Betrachten wir die elektrische Klingel! Auch darin finden wir einen Elektromagneten. Drückt man auf den Knopf draußen an der Wohnungstür, so zieht der Magnet einen eisernen Klöppel an. Dieser Klöppel schlägt mit dem Ende an die Glocke. Damit nun der Klöppel dort nicht verharrt - denn er soll doch mehrmals anschlagen - ist ein Federschalter da. Hierdurch wird der Strom mehrmals ein- und ausgeschaltet und der Elektromagnet, bald magnetisch, bald unmagnetisch. Der Klöppel schwingt also hin und her, solange man auf den Knopf drückt.

Elektrischer Kran beim Verladen von Eisenschrott.

Die Eisenstücke hängen an dem großen Elektromagnet

7. Wie arbeitet ein Elektromotor?

Seht euch einmal einen Elektromotor genauer an. Aber nicht vorwitzig sein, nicht hineingreifen! Ihr könntet euch sonst die Finger einklemmen oder, wie an allen blanken elektrischen Teilen, einen gewaltigen elektrischen Schlag erhalten. - Wie arbeitet nun der Elektromotor? Wie kommt es, daß er nach Einschalten des elektrischen Stromes, mit dem er ja doch betrieben wird, mit einem Male losbrummt und Arbeiten verrichtet?

Nun, denkt an die Elektromagnete! Mit großer Kraft ziehen sie Eisen an. Solche magnetischen Kräfte sind auch im Elektromotor wirksam. Eigentlich müßte er elektromagnetischer Motor heißen. Die Elektromagnete finden wir in seinem Innern. Sie sind an dem feststehenden Teil des Motors, dem "Ständer", befestigt; aber auch an dem drehbaren Teil, dem "Läufer" findet ihr welche. Diesen Elektromagneten wird Strom zugeleitet. Das geht beim Ständer ganz einfach. Wie nun aber beim Läufer, wenn er sich dreht? Dort würden ja die Drähte abreißen. Da hilft man sich eben mit Kohlestücken, die auf blanken Ringen oder auf einem vielfach geteilten Ring schleifen. Seht's euch auf dem Bilde an. Die Kohlestücke bringen den Strom zum Läufer. Dabei gibt es Funken. Und jetzt geschieht das große Wunder; die feststehenden Magnete am Ständer drehen  die andern, die am Läufer sitzen, im Kreise herum, und mit ihnen dreht sich der Läufer . . . schneller als das Rad der Nähmaschine. Stellt euch vor, manche Läufer drehen sich viele tausend Male in der Minute.

Der Arbeiter schaltet einen Elektromotor ein.

Das eiserne Gehäuse des Motors ist vorn aufgeschnitten, damit die Spulen des Ständers und der sich drehende Läufer und vorn links eine Schleifkohle zu sehen sind.

8. Die Elektromotoren als fleißige Arbeitskräfte

Ihr wißt jetzt, wie ein Elektromotor arbeitet! Wo benutzt man nun die Elektromotoren? Ist er nicht im Lüfter, mit seinem schnell umlaufenden Propeller, den man an heißenTagen dazu nimmt, im Zimmer einen kühlen Wind zu erzeugen? Und im Staubsauger, wo der Windzug nach innen geht und den ganzen Staub mit hineinsaugt? Viele Elektromotoren müssen in den Fabriken und draußen bei den Bauern Arbeit leisten.

Auch viele Bäcker, Fleischer, Tischler und andere Handwerker verwenden, solche Elektromotoren. - Vor allem aber dienen Elektromotoren der Fortbewegung unserer Eisenbahnen, Drahtseilbahnen, Förderbahnen, Autos und Straßenbahnen. Wenn der Strom eingeschaltet wird, laufen ihre Räder. Bei der Reichspost nehmen die großen Paketwagen ihren elektrischen Strom aus den dicken Batteriekästen neben den Trittbrettern. Die kleinen Brüder dieser Elektromobile sind die vorhergehend abgebildeten flinken, wendigen Elektrokarren auf den Bahnsteigen, Post- und Fabrikhöfen. Die großen Verkehrsmittel bekommen ihren Strom dagegen von einer Oberleitung, die hoch über den Schienen von Masten gehalten wird. Zurück fließt dann der Strom durch die Schiene. An der Oberleitung schleift ein Bügel, ein sogenannter Stromabnehmer, genau so wie bei der Straßenbahn, nur daß dort alles viel leichter gebaut ist. Die großstädtischen Schnell- und Untergrundbahnen beziehen ihren Strom aber aus Stromschienen, die unten rechts neben den Gleisen angebracht sind.

 

Elektrische Schwebebahn im Hochgebirge

9. Zähler und Sicherungen

In jedem Hause, in jeder Wohnung hängt an einer besonderen Stelle eine Tafel, zu der die elektrischen Leitungen geführt sind. Der eigentümliche Kasten darauf ist der Stromzähler. An einer Zahlenreihe hinter einem Glasfensterchen liest der Mann vom Kraftwerk ab, wieviel Strom wir verbraucht haben. Er schreibt dann auf die Rechnung die verbrauchten "Kilowattstunden" auf. Der Strom kostet natürlich Geld, genau so wie Gas und Wasser, denn wie sollte sonst das Kraftwerk, woher der Strom kommt, die Kohlen bezahlen können? Außer dem Stromzähler sind noch kleine Porzellankästchen da. Sie enthalten herausschraubbare Sicherungen. Wären sie nicht da, so würde mancher Brand entstehen, denn nicht immer geht der Strom seinen vorgeschriebenen Weg. Wenn z.B. die Leitungsschnur am Plätteisen beschädigt ist und sich da Funken oder gar Feuerbogen bilden, dann soll die Sicherung den Strom, der nun sehr stark geworden ist, abschalten. Die Sicherung enthält einen dünnen Draht, durch den der ganze Strom, den wir in der Wohnung brauchen, hindurchfließt. Wird nun der Strom stärker, als er sein darf, so erhitzt sich dieser Draht. Er wird nicht nur heiß, er schmilzt sogar ... er brennt durch. Oft brennt die Sicherung auch durch, wenn zu viele Lampen oder elektrische Geräte eingeschaltet sind. Vorsicht: - Niemals durchgebrannte Sicherungen instand setzen!

Der Mann liest am Zähler ab, wieviel Strom verbraucht worden ist.

Die Mutter muß den Strom bezahlen.

10. Das Kraftwerk

Der Strom in eurer Wohnung kommt aus dem Kraftwerk. Wir wollen uns einmal ein Kraftwerk ansehen.

Schon aus der Ferne erkennen wir es an den vielen rauchenden Schornsteinen. Hier und da stehen neben den langen Hallen große eiserne Gerüste und hohe, von weißem Dampf umhüllte Holztürme. Wenn wir näher kommen, sehen wir riesige Berge von Kohlen. So ein Kraftwerk braucht nämlich viel Kohle, viele tausend mal mehr als eure Mutter zum Heizen und Kochen. - Die Kohlen werden im Kesselhaus unter den Kesseln verbrannt, wo gewaltige Mengen von Wasser zum Sieden kommen. Der Wasserdampf treibt die mächtigen Schaufelräder der singenden, unheimlich schnell laufenden Turbinen an. Die drehen wieder die Läufer der wuchtigen schwarzen Generatoren, aus denen wir den Strom gewinnen. - Wer hat nicht schon die langen Fernleitungen gesehen, die auf hohen Gitter- oder Betonmasten quer durch das Land ziehen? In ihnen wird der Strom vom Kraftwerk in die Städte und Dörfer geleitet und so nach mancherlei Umformungen auch zu euch. Die Großkraftwerke liegen oft weit ab von den Städten. Wir finden sie mitten in den Kohlengebieten. Wo starke Wasserströme im Gebirge sind, hat man Wasserkraftwerke gebaut. Doch darüber soll euch einmal in einem anderen Büchlein erzählt werden.

Ein Kraftwerk

 


Quellen:

Nagorsen: Vom elektrischen Strom, Berlin 1948

Tell: Mehr als Nostalgie, Josef Danilowatz, aus Eisenbahn-Magazin 1/1995

Wagner: Der Maler Erwin Bindewald, Museumsbrief Nr. 15, Marktbreit 1996


© Joachim Fricke 2004 / 2015