Das Hannoversche Straßenbahn-Museum

in Sehnde-Wehmingen


 

Das Hannoversche Straßenbahn-Museum befindet sich auf dem Gelände des früheren Bergwerks Hohenfels, in dem zwischen 1902 und 1927 Kalisalze für die Düngemittelproduktion gewonnen wurden. Das Werk wurde zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht abgetragen, sondern als Bereitschaftswerk betriebsbereit gehalten.

Das Fördermaschinenhaus des Schachtes Hohenfels

Im Jahr 1936 stellte der neue Besitzer der Anlage, die Wintershall AG in Kassel, das Bergwerk der Wehrmacht zur Verfügung. In den folgenden Jahren entstanden südlich der Bergwerksanlage eine Reihe von Produktionsgebäuden für eine Munitionsanstalt (Muna). Die fertige Munition sollte dann untertägig eingelagert werden.

Ehemalige Produktionshalle der Muna.

Bei Kriegsende übernahm die Britische Armee das Gelände und begann ein Jahr später mit der Munitionsräumung. 1966 zog die Bundeswehr die Anlage ein und nutzte sie bis 1973 für ein Versorgungsbataillon. Ab 1974 zog der Verein Deutsches Straßenbahn-Museum e.V. auf das Gelände und nutzte die vorhandenen Gleisanlagen zur Abstellung der umfangreichen Fahrzeugsammlung. In den folgenden Jahren wuchs die Sammlung enorm an, was zu einer Verschuldung des Vereins führte. Letztendlich musste das Deutsche Straßenbahn-Museum 1986 den Konkursantrag stellen.

Schon ein Jahr später wurde der Verein Hannoversches Straßenbahn-Museum e.V. gegründet, der es sich zur Aufgabe machte einen überschaubaren Teil der hinterlassenen Fahrzeuge zu erhalten und auf dem Bergwerksgelände ein Straßenbahnmuseum mit Fahrbetrieb einzurichten.

Am 03.10.2012 besuchte der Autor mit seiner Lebensgefährtin dieses Museum und fotografierte einen Teil der hier zu sehenden Exponate.


 

Amsterdam

Triebwagen 469 (Beijnes, Haarlem 1929) und Beiwagen 757 (Werkspoor, Amsterdam 1916) der Gemeentevervoerbedrijf Amsterdam.


 

Basel

Der meterspurige Triebwagen 160 entstand 1920 bei der Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik AG Schlieren für die Baseler Verkehrsbetriebe. Er gehört zu einer Serie von Triebwagen (137-172) die zwischen 1914 und 1921 beschafft wurden. Die Wagen waren mit umklappbaren Rückenlehnen ausgerüstet, so dass die Fahrgäste die Möglichkeit hatten, immer in Fahrtrichtung zu sitzen. Mitte der 1970er Jahre wurden die Fahrzeuge ausgemustert. An den Seitenwänden der Fahrzeuge war das Wappen der Stadt Basel angebracht. 


 

Berlin

Der Triebwagen 5964 der Berliner Verkehrs AG (BVG) entstand 1925 bei der Hannoverschen Waggonfabrik. Er gehört zum Typ "T24", der ab 1924 in großer Stückzahl beschafft wurde um den Fahrzeugpark zu vereinheitlichen. Die BVB war zuvor aus mehreren Straßenbahnbetrieben gebildet wurden. Der 5964 blieb nach der Teilung Berlins auf dem Westnetz bis zu dessen Stillegung im Einsatz.

 

Der Triebwagen 3011 der Berliner Verkehrsbetriebe (BVB - Ostberlin) entstand 1969 im RAW Schöneweide, Berlin. Es handelt sich um einen sogenannten Rekowagen. Diese Rekowagen entstanden aus älteren Straßenbahnwagen, die modernisiert und mit neuen einheitlichen Aufbauten versehen wurden. Die letzten Triebwagen dieses Typs waren größtenteils komplette Neubauten, was aber nie offiziell zugegeben wurde, da die DDR verpflichtet war, neue Straßenbahntriebwagen nur aus der Tschechoslowakei zu beschaffen.


 

Bonn

Der Triebwagen 334 der Stadtwerke Bonn wurde 1959 bei der Firma Westwaggon in Köln für die Straßenbahn Bonn - Bad Godesberg - Mehlem gebaut. Er gehört zu einer Lieferung von 20 Trieb- und 11 Beiwagen. Mitte der 1970er Jahre wurde diese Linie zur Stadtbahn ausgebaut und der Streckenabschnitt nach Mehlem stillgelegt, wobei diese Fahrzeuge ausgemustert wurden.


 

Bremen

Der Gelenktriebwagen 3533 wurde 1976 bei der Waggonfabrik Wegmann & Co. in Kassel für die Bremer Straßenbahn AG gebaut. Von diesem Typ beschaffte die BSAG zwischen 1973 und 1978 insgesamt 61 Trieb- und 58 Beiwagen. Die Auslieferung von Niederflurfahrzeugen ab 1998 führte zur Abstellung der Fahrzeuge, von denen noch viele nach Rumänien verkauft wurden.


 

Budapest

Die schon 1896 eröffnete "Ferencz József Földalatti Villamos Vasút" (Elektrische Untergrundbahn Franz Joseph) war die erste U-Bahn auf dem europäischen Festland. Die nur 3,68 km lange Strecke führte vom Stadtzentrum bis zum Zoo. Das Tunnelprofil musste niedrig ausgeführt werden, da man den Tunnel nicht sehr tief legen wollte, andererseits aber der Hauptabwasserkanal überquert werden musste. Für den Betrieb wurden 20 Triebwagen beschafft, die bis zur Modernisierung der Bahn im Jahr 1973 im Einsatz waren. Die Fahrzeuge bezogen ihren Strom mittels Dachstromabnehmern aus einer Stromschiene, die an der Tunneldecke verlegt war. Der 1896 gebaute Triebwagen 12 ist heute im Hannoverschen Straßenbahn-Museum erhalten.


 

Den Haag

Für die Umstellung der Dampftramway vom Bahnhof Hollands Spoor nach Scheveningen Strand beschaffte die Haagsche Tramweg-Maatschappijneue 30 neue Triebwagen, darunter 10 Stück bei der belgischen Firma La Brugeoise in Brügge. Dazu gehörte auch der Triebwagen 830 im Jahr 1929.

 

Passend zu den Triebwagen wurden auch 50 Beiwagen beschafft. Auch dieses Exemplar entstand 1929 bei der belgischen Firma La Brugeoise in Brügge.


 

Düsseldorf

Der Triebwagen 389 der Rheinischen Bahngesellschaft AG entstand 1951 bei der DÜWAG. Die Wagen dieses Typs wurden als "Aufbauwagen" bezeichnet, da die ersten Fahrzeuge Neuaufbauten auf alten Fahrwerken waren. Ab 1954 entstanden dann vollständige Neufahrzeuge. Aufgrund einer Empfehlung des Verbands öffentlicher Verkehrsunternehmen für diesen Typ, der auch für Straßenbahnen anderer Städte beschafft wurde, wurden die Neubaufahrzeuge dann als "Verbandstyp" bezeichnet. Die letzten Triebwagen dieses Typs wurden in Düsseldorf 1974 eingesetzt. Einige Wagen überlebten jedoch noch einige Jahre als Arbeitswagen.

 

Der Großraumtriebwagen 5103 entstand 1955 bei der DÜWAG für die Straßenbahn in Neuss. Hier erhielt er die Betriebsnummer 36. Nach Einstellung der Straßenbahn in Neuss 1971 kam der Triebwagen zur Rheinischen Bahngesellschaft nach Düsseldorf, wo er als Fahrschulwagen eingesetzt wurde.


 

Duisburg

Die 1930 gebaute Elektrolok 100 der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG diente zum Rangieren von Eisenbahnwagen im Bereich der Hauptwerkstatt.


 

Freiburg

Der Triebwagen 34 wurde 1909 durch die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg für die meterspurige Straßenbahn in Freiburg gebaut. Ab 1966 kam der Wagen nur noch als Arbeitsfahrzeug zum Einsatz und wurde 1971 an den Vorgängerverein des Hannoverschen Straßenbahn-Museums veräußert.


 

Hamburg

Der Wagen 1 der Hamburger Hochbahn AG ist eigentlich der 1912 bei Falkenried gebaute Salzstreuwagen 4992. Zum Bau wurden aber Fahrwerksteile von früheren Pferdebahnwagen verwendet, so dass er aufgrund seiner großen Ähnlichkeit als Pferdebahnwagen restauriert wurde.


 

Hannover

Der Wagen 181 der Hannoverschen ÜSTRA (Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG) entstand 1928 bei der Hannoverschen Waggonfabrik (HAWA). Von diesem Typ beschaffte die ÜSTRA 50 Triebwagen und 40 Beiwagen. Erstmals erhielt diese Fahrzeugserie einen vollständig aus Stahl gefertigten Aufbau, weshalb sie auch als "Stahlwagen" bezeichnet wurden. Der Wagen verfügt über Längssitze und einen recht einfach gestalteten Führerstand.

 

Im Jahr 1951 beschaffte die ÜSTRA bei der Düsseldorfer Waggonfabrik (DÜWAG) einen Zug aus den Großraumtriebwagen 715 und 716 mit dem dazwischengehängten Beiwagen 1524 zum Einsatz auf der Linie 11 nach Hildesheim. Eine Besonderheit der Linie 11 war die rot-weiße Farbgebung der Wagen sowie ein Speisewagenbetrieb im Beiwagen zwischen 1953 und 1956. 1958 wurde die Linie 11 dann verkürzt und endete nun schon in Sarstedt. Die Fahrzeuge erhielten nach und nach die normale beige Farbgebung der anderen ÜSTRA-Wagen. Letztmalig waren sie 1982 im Einsatz. Bei dem hier ausgestellten Fahrzeug handelt es sich um den Triebwagen 715.

 

Zwischen 1961 und 1963 beschaffte die ÜSTRA 22 Gelenktriebwagen bei der DÜWAG. Es waren die letzten konventionellen Straßenbahntriebwagen vor Einführung des Stadtbahnbetriebs (mit U-Bahn Strecken). Die Ausmusterung der letzten Fahrzeuge erfolgte 1996. Der im HSM gezeigte Triebwagen 503 entstand 1962 bei der DÜWAG. (Foto: Ludmila Fricke)


 

Heidelberg

Der Sommerwagen der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG ist ein ehemaliger Pferdebahnwagen, der 1891 bei der Waggonfabrik Heidelberg entstand. Im Laufe seines Lebens musste er eine Reihe von Umbauten über sich ergehen lassen und präsentiert sich nun in etwa im Zustand von 1911 als Sommerwagen der elektrischen Straßenbahn. Sommerwagen waren früher sehr beliebt auf Linien, die Ausflugsziele wie Gaststätten ansteuerten. (Foto: Ludmila Fricke)


 

Kassel

Der Triebwagen 218 der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) entstand 1936 bei der Waggonfabrik Gebrüder Credé in Kassel. Er gehört zu einer Serie von 32 Trieb- und 34 Beiwagen in Ganzstahlbauweise. Die letzten Wagen diese Reihe wurden erst 1981 aus dem Betrieb genommen.

 

Der Gelenktriebwagen 269 der KVG entstand 1956 bei der Waggonfabrik Gebrüder Credé in Kassel. Er gehört zu einer Serie von 28 baugleichen Triebwagen (261-288) mit einem schwebenden Mittelteil.


 

Magdeburg

Der Triebwagen 1008 der Magdeburger Verkehrsbetriebe ist ein typischer Vertreter der Tatra-Straßenbahnwagen die in ca. 18000 Exemplaren in alle Länder des früheren Ostblocks geliefert wurden. Der ursprüngliche Entwurf zu diesen Wagentyp stammt aus den USA, wo 1934 die sogenannten PCC-Wagen entwickelt wurden. Der hier gezeigte Wagen entspricht dem Tatra Typ T4D und ist für den Einsatz mit Beiwagen vorgesehen. Das Fahrzeug wurde 1968 bei CKD Tatra (Ceskomoravská-Kolben-Danek, Prag) erbaut.


 

Mannheim

Die Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG) beschaffte ab 1928 sogenannte Halbzüge für ihre meterspurige Strecke von Mannheim nach Heidelberg. Diese Halbzüge bestanden immer aus einem Triebwagen und einem Steuerwagen, die fest miteinander verbunden waren. Die im HSM erhaltene Garnitur besteht aus dem Steuerwagen OEG 28 und dem Triebwagen OEG 27, die 1928 bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg gebaut wurden.


    

Neuchâtel

Der Triebwagen 46 der Compagnie des Tramways de Neuchâtel entstand 1902 bei der Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik AG Schlieren für den Einsatz auf der meterspurigen Überlandstrecke von Neuchâtel (Neuenburg) nach Boudry, die schon 1892 mit Dampflokomotiven ihren Betrieb aufgenommen hatte. Es existierten 7 Triebwagen (41-47) sowie 4 Beiwagen (111-114) dieses Typs, die erst 1981 abgestellt wurden.


 

Reutlingen

Für die 1912 elektrifizierte meterspurige Dampfstraßenbahn von Reutlingen nach Eningen beschafften die Elektrizitätswerke Reutlingen bei der Waggonfabrik P. Herbrand & Cie. in Köln-Ehrenfeld vier neue Triebwagen (21-24) denen 1916 eine zweite Lieferung baugleicher Fahrzeuge (25-27) Fahrzeuge folgten. Die Reutlinger Straßenbahn stellte ihren Betrieb im Jahr 1974 komplett ein.


 

Stuttgart

Für den Güterverkehr mit normalspurigen Güterwagen auf der Filderbahn beschaffte die Stuttgarter Straßenbahn 1922 zwei Elektrolokomotiven bei der Fa. Trelenberg in Breslau. Die meterspurigen Filderbahnstrecken von Vaihingen nach Degerloch und Hohenheim hatten dazu eine dritte Schiene erhalten. Die Lokomotiven wurden bis 1977 eingesetzt.


 

Wien

Der 1921 bei der Simmeringer Waggonfabrik gebaute Triebwagen 2625 gehörte dem Typ "L" der Wiener Stadtwerke Verkehrsbetriebe an. Er wurde mehrfach umgebaut und fuhr noch von 1971 bis 1976 als Hilfswagen für den Schneedienst.

 

Wappen der Wiener Stadtwerke und Verkehrsbetriebe am Triebwagen 2625.

 

Der Beiwagen wurde 1910 bei der Nesselsdorfer Waggonfabrik  gebaut. Er gehörte dem Typ "k2" an und erhielt zuerst die Betriebsnummer 3309. 1956/57 wurde der Wagen umgebaut und entsprach nun dem Typ "k3". Damit verbunden erhielt er die neue Betriebsnummer 1604, mit der er noch bis 1970 im Einsatz war. Von 1970 bis 1987 verwendete man ihn als Salzstreuwagen.

 

Der Triebwagen 4037 entstand 1928 bei der Simmeringer Waggonfabrik und gehört dem Typ "M" an. Von diesem Typ entstanden 150 Fahrzeuge. Der Wagen war bis 1978 eingesetzt und lief noch bis 1984 als Arbeitswagen. Danach erfolgte der Verkauf an die Museumstramway Amsterdam. Seit 2003 befindet er sich im Hannoverschen Straßenbahn-Museum.

 

Der Arbeitstriebwagen 6051 wurde 1914 bei der Rohrbacher Waggonfabrik gebaut. Er gehörte zum Typ "SP" (Schneepflug) der zwischen 1911 und 1914 in 55 Exemplaren (6001 - 6055) beschafft wurde. 1923 wurde er umgebaut und mit zwei geschlossenen Führerständen ausgerüstet. Auch ein Schienenschleifvorrichtung wurde montiert. Das Fahrzeug war bis 1986 im Bestand der Wiener Straßenbahn.

 

Wie der Triebwagen 6051 entstand auch der 6131 bei der Rohrbacher Waggonfabrik im Jahr 1914. Auch er wurde als Schneepflugwagen mit der Betriebsnummer 6041 in Dienst gestellt. 1924 erfolgte der Umbau zu einem Kipper der Bauart Ochsner Typ "KO". Erst in den 1970er Jahren erhielt er geschlossene Führerhäuser.


 

Wuppertal

Der Triebwagen 56 der Wuppertaler Stadtwerke AG wurde 1912 von der Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz für die Schwebebahn beschafft. Die zwischen 1901 und 1903 erbaute Einschienen-Hängebahn verfügte über 32 Fahrzeuge dieses Typs, die immer paarweise eingesetzt wurden. Mit der Beschaffung von Gelenkwagen 1972 erfolgte die Ausmusterung der alten Wagen.


© Joachim Fricke 2012