Eimerkettenbagger "Odin" im Einsatz


 

Die immer größer werdenden Schiffe mit ihrem Tiefgang erfordern die stetige Vertiefung des Hamburger Hafens. Auch die von der Elbe transportierten Sedimente, die sich aufgrund der geringeren Strömung im Hafen absetzen, sorgen dafür, dass der Hafen an Tiefe verliert. Zur Vertiefung einerseits, aber auch zum Erhalt der bisherigen Tiefe des Hafens kommen seit 1834 Eimerkettenbagger zum Einsatz.

In dem Buch "Hamburg - Ein Heimatbuch" von Hartwig Fiege, welches in den 1950er Jahren erschienen ist, befindet sich ein kurzer Artikel über den Einsatz des Eimerkettenbaggers "Odin" im Hamburger Hafen. Ein Nachfolger dieses Baggers mit gleichem Namen aus dem Jahr 1976 ist noch heute im Einsatz. Aufnahmen vom April 2013, die diesen Bagger im Einsatz zeigen, möchte ich im Anschluss an den historischen Text zeigen.


Der Eimerbagger

Im Kuhwerder Hafen ächzt und kreischt der Eimerbagger Odin. Er vertieft das Hafenbecken auf 9 m. Bisher war es 7,60 m tief. Sechs Anker halten den Bagger an seinem Arbeitsplatz: einer vorn, einer hinten, zwei rechts und zwei links. Die Ankerketten sind an Winden befestigt. Läßt der Baggerkapitän sie drehen, so bewegt sich der Bagger vorwärts oder seitwärts. Nach der Seite kann er sich im Hafen nur 50m bewegen, im freien Strom dagegen mehrere hundert Meter. Man sagt, seine Scherbreite im Hafen ist 50 m.

Auf dem Deck des Baggers steht ein Gerüst. Darüber läuft eine Eimerkette. Sie ist aus härtestem Stahl geschmiedet. Trotzdem verschleißt sie schnell. Oben läuft sie über ein Zahnrad, den oberen Turas. Eine 220 PS starke Dampfmaschine dreht eine senkrechte Welle. Zahnräder übertragen die Drehbewegung auf den oberen Turas. Er zieht die Eimerkette weiter. Sie ist eine Kette ohne Ende wie beim Fahrrad. Das Gerüst, an dem die Eimerkette befestigt ist, heißt die Eimerleiter. Sie wiegt ohne Eimer 45 t, mit den Eimern 90 t. Ihr unteres Ende hängt unter dem Bagger. Es kann verschieden tief eingestellt werden. Die größte Greiftiefe beträgt 14,20 m. Am unteren Ende der Eimerleiter dreht sich die Eimerkette über den unteren Turas. An der Eimerkette hängen 42 stählerne Eimer. Einige haben ausgerissene Ränder. Sie sind hinter Wrackteile gehakt. 5-6 Eimer gleiten gleichzeitig über den Grund des Hafenbeckens. Sie füllen sich mit Sand und Schlick, dem Baggergut. Eimer nach Eimer taucht triefend aus dem Wasser. Ein Matrose sticht mit einer Eisenstange in jeden Eimer. Er sucht Bomben und findet immer noch welche. Vorsicht ist nötig. Einmal explodierte eine Bombe, tötete zwei Mann der Besatzung und beschädigte den Bagger schwer. Über dem oberen Turas schütten die Eimer das Baggergut auf ein Schüttblech. Je nach der Härte des Bodens schütten 12-18 Eimer in der Minute ihren Inhalt aus. Auf dem Schüttblech rutscht das Baggergut in eine Schute, die 300 cbm faßt. Der Bagger füllt sie in etwa dreiviertel Stunden. Die Schute kann die große Menge Baggergut nur tragen, weil sie an den Seiten Lufttanks hat. Sie wird bis an den Rand gefüllt. Das mitgebaggerte Wasser läuft über den Rand ab.

Von Zeit zu Zeit wird der Bagger etwa 0,40 m zur Seite gewunden. Hat er die ganze Scherbreite geschafft, so windet man ihn auch einige Meter vorwärts. Dann schert er wieder nach der anderen Seite hinüber. So gräbt er nach und nach den Boden des Hafenbeckens tiefer.


Eimerkettenbagger "Odin" der Hamburg Port Authority (HPA) im Hamburger Hafen in Höhe von Dock 11 der Blohm+Voss Werften am 22.04.2013. Der Bagger wurde 1976 auf der Schiffswerft Hermann Sürken, Papenburg gebaut. Die Baggerleistung beträgt 850 m3 Aushub pro Stunde.

 

Zum Austausch der gefüllten Schute nähert sich der Schlepper "Johannes Dalmann" (Baujahr 1949) der HPA.

 

Die "Johannes Dalmann" legt sich längsseitig an die gefüllte Schute.

 

Schlepper und Schute werden mit einem Stahlseil verbunden.

 

Die "Johannes Dalmann" zieht die Schute vom Eimerkettenbagger weg.

 

Warten auf eine leere Schute.

 

Der Schlepper "Heinrich Hübbe" (Bj. 1974) der HPA nähert sich mit einer leeren Schute.

 

Die neue Schute wird positioniert.

 

Die Schute ist  festgemacht und die "Heinrich Hübbe" verläßt den Ort des Geschehens.

 

Die Baggerarbeiten können weitergehen.

 

Ein letzter Blick auf die "Heinrich Hübbe".


Quellen:

Fiege: Hamburg - Ein Heimatbuch, Hamburg o.J.

Göhren, Werner: 150 Jahre maschinelle Naßbaggerei im Hamburger Hafen, aus "Schiff und Hafen" Heft 7/1984, Hamburg


© Joachim Fricke 2013