Der Forschungsreaktor München (FRM) war die erste betriebsfähige nukleare Anlage in Deutschland. Am 31. Oktober 1957 um 19.45 Uhr wurde der Reaktor in Betrieb genommen. Als Standort für die Anlage hatte die damalige Technische Hochschule München den Ort Garching ausgesucht. Aufgrund der Form seiner aluminiumverkleideten, 30 m hohen Betonkuppel erhielt er im Volksmund bald den Namen "Atom-Ei". Bei dem FRM handelte es sich um einen sogenannten Schwimmbadreaktor. Bei diesem Reaktortyp befindet sich der Reaktorkern (Core) in einem nach oben offenen Wasserbecken. Eine Überdeckung mit 8 m Wasser verhinderte das Austreten von radioaktiver Strahlung nach oben. Seitlich erfolgte die Abschirmung sowohl durch eine 1,2 m dicke Wasserschicht als auch durch 2 m Barytbeton. Das verwendete, voll entsalzte Wasser diente zugleich als Kühlmittel, Strahlungsabschirmung und Moderator (Bremsung für die Kernspaltung zu schneller Neutronen). Als Reaktorbrennstoff fand angereichertes Uran Verwendung, das sich im Kern in 25 Brennelementen befand. Die Leistung des Forschungsreaktors betrug 4 Megawatt. (Zeichnung des Aufbaus) Erwähnenswert wäre noch, daß die ehemalige DDR wenige Wochen später, am 16. Dezember 1957 ihren ersten Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden in Betrieb nahm. Es handelte sich bei dem Rossendorfer Forschungsreaktor (RFR) um ein Exemplar des sowjetischen Bautyps WWR-S, der mit einer Leistung von maximal 10 Megawatt betrieben wurde. Auch dieser Reaktor verwendete voll entsalztes Wasser als Moderator und Kühlmittel. Mitte 1991 wurde der Forschungsreaktor RFR endgültig außer Betrieb genommen. |
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Die denkmalgeschützte Hülle des FRM-1 im Jahr 2007 Aufnahme: Joachim Fricke |
Der Forschungsreaktor München (Garching) als Titelbild eines Buches aus dem Jahr 1960 Sammlung: Joachim Fricke |
Verwendung fand der Forschungsreaktor als Neutronenquelle für Forschung und Medizin. So wurde er beispielsweise für ca. 1000 Tumorbestrahlungen genutzt. Aufgrund seiner geringen Leistung konnte der Reaktor den Bedarf an Neutronen mittlerweile nicht mehr decken, so daß in seiner unmittelbaren Nähe 1996 mit dem Bau eines Nachfolgereaktors (FRM-II) begonnen wurde. Am 26. Juli 2000 erfolgte dann die endgültige Abschaltung des FRM nach einer Betriebszeit von 43 Jahren. Nach dem Ausbau des Reaktors bleibt die Hülle als technisches Denkmal erhalten. Der FRM-II, der eine Leistung von 20 Megawatt aufweist, wurde im März 2004 erstmals angefahren. |
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Der Forschungsreaktor FRM-2 im Jahr 2007 Aufnahme: Joachim Fricke |
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Quellen: Marfeld: Atomenergie in Krieg und Frieden, Berlin 1966 40 Jahre Atom-Ei Garching, Garching 1997
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© Joachim Fricke 2003 / 2013