Die Traditionslok 03 1010 im Einsatz


 

Für den Einsatz vor schnellfahrenden FD- und D-Zügen auf Strecken, die nur für eine Achslast von 18 t zugelassen waren, beschaffte die Deutsche Reichsbahn ab 1939 die stromlinienverkleideten Schnellzugloks der Baureihe 03.10. Es handelte sich um eine Weiterentwicklung der Baureihe 03 als Dreizylindermaschine, die nun eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h erreichte. Von den ursprünglich geplanten 140 Maschinen wurden allerdings nur 60 aufgrund der Kriegsereignisse abgeliefert.

Fabrikfoto der 03 1020 (Borsig 1940/15000) im Ablieferungs- zustand

Repro Sammlung: J. Fricke

Bei Kriegsende kamen 26 Maschinen zur Deutschen Bundesbahn (DB), 21 zur Deutschen Reichsbahn (DR) und 10 Maschinen zur Polnischen Staatsbahn (PKP). Drei Maschinen mussten wegen Kriegsschäden abgeschrieben werden. Schon Anfang der 1950er Jahre entfernten die deutschen Staatsbahnen die beschädigten Stromlinienverkleidungen.

Mitte der 1950er Jahre traten dann erstmals vermehrt Kesselschäden auf, die auf die Verwendung des nicht alterungsbeständigen Werkstoffs St 47 k zurückzuführen waren. So kam es 1958 zum Kesselzerknall der 03 1046 bei Wünsdorf. Das führte dazu, dass beide deutsche Staatsbahnen die Lokomotiven kurzfristig mit neuen Kesseln ausrüsteten. Während alle Lokomotiven der DB einen neuen Hochleistungskessel (Typ 2 für die Reihen 03/03.10 und 41) erhielten, versah die Deutsche Reichsbahn 1959 16 Maschinen mit vollständig geschweißten Reko-Kesseln mit Verbrennungskammer, die auch für die Baureihen 22 (Reko-39) und 41 konstruiert waren. Zwei Maschinen (03 1077 und 03 1088) hatten zuvor Nachbaukessel entsprechend den alten Zeichnungen erhalten, drei Maschinen musterte die DR aus.

Die 03 1010 und 03 1074, die beide beim Versuchsamt VES-M in Halle (Saale) als Bremslokomotiven zum Einsatz kamen, erhielten aufgrund der Verwendung der Riggenbach-Gegendruckbremse Oberflächenvorwärmer, alle anderen Mischvorwärmer. Haupteinsatzgebiet der Loks wurde die Strecke Stralsund - Berlin. Ab 1965 wurden alle Maschinen mit Ausnahme der 03 1087 auf Ölhauptfeuerung umgebaut.

Die Deutsche Bundesbahn musterte ihre, erst zwischen 1957 und 1961 neubekesselten, Lokomotiven bis 1966 vollständig aus. Leider blieb keine der DB-Maschinen erhalten.

Auch die Deutsche Reichsbahn trennte sich bis Ende der 1970er Jahre von ihren Maschinen der Reihe 03.10. Erhalten blieb die betriebsfähige 03 1010 im DB-Museum Halle und die ölgefeuerte 03 1090 nicht betriebsfähig beim Mecklenburgischen Eisenbahn- und Technikmuseum in Schwerin (Leihgabe des DB-Museums). Die noch teilweise stromlinienverkleidete 03 1015 der PKP befindet sich im Eisenbahnmuseum Warschau.

Die heutige Traditionslok 03 1010 des DB-Museums Halle (Saale) entstand 1940 bei den Borsig Lokomotiv-Werken in Berlin unter der Fabriknummer 14921 und wurde am 11. November des gleichen Jahres an die Deutsche Reichsbahn ausgeliefert. Vom Bahnbetriebswerk Berlin-Grunewald wechselte sie 1942 zum Bw Stargard (heute Stargard Szczecinski, Polen) und 1944 nach Breslau (heute Wroclaw, Polen). Mit 7 weiteren Lokomotiven dieser Baureihe wurde sie vor der vorrückenden Roten Armee 1945 nach Cottbus gefahren. Nach einer längeren Abstellzeit kam sie ab 1947 vom Bw Leipzig Hbf West aus zum Einsatz. 1952/53 erfolgte der Abbau der Stromlinienverkleidung beim VEB Lokomotivfabrik "Karl Marx" in Babelsberg. Sodann wurde sie zum Bw Halle P umstationiert, wo sie bis 1967 Verwendung fand. Im RAW Meiningen erhielt sie 1958/59 ihren Neubaukessel. Im gleichen Werk erfolgte 1967 der Umbau auf Ölhauptfeuerung. Zwischen 1974 und 1981 kam sie dann zum Bahnbetriebswerk Stralsund, wo sie Züge zwischen Saßnitz und Berlin beförderte. 1981 erfolgte dann der Rückbau auf Kohlefeuerung und die Einstufung als Traditionslok. Heute wird sie betriebsfähig im DB-Museum Halle (Saale) erhalten und kommt immer wieder im ganzen Bundesgebiet mit Sonderzügen zum Einsatz. So entstanden in den letzten Jahren eine Reihe von Aufnahmen der Lok, die hier vorgestellt werden.


Bei der Einfahrt in den Bahnhof Oker am 29.04.2012. Die Lok beförderte einen Sonderzug von Bebra nach Vienenburg.

 

Wiederum mit dem Sonderzug aus Bebra im Bahnhof Vienenburg am 29.04.2012.

 

Auf der Rückfahrt von Vienenburg nach Halle am 29.04.2012

 

 

Herbstfest im DB-Museum Halle (Saale) am 18.10.2014

 

Die Lok verlässt den Bahnhof Goslar mit einem Sonderzug der Arge NostalgieZugReisen von Hamburg nach Blankenburg am 14.03.2015 bei strömendem Regen.


Quellen:

Arndt / Bäzold: Museums-Lokomotiven und -Triebwagen in der DDR, Berlin (Ost) 1986

Weisbrod / Müller / Petznick: Dampflok-Archiv 1, Berlin (Ost) 1976


© Joachim Fricke 2015