Der kleine landwirtschaftlich geprägte Ort Schlanstedt ist heute ein Teil der Einheitsgemeinde Huy im Landkreis Harz. Die in der Nähe gelegenen Bahnstrecken Oschersleben - Jerxheim (eröffnet 1843) und Jerxheim - Nienhagen (eröffnet 1890) verliefen nördlich bzw. südlich des Ortes, berührten ihn aber nicht. Wenn auch nie ein direkter Anschluss an die Staatsbahnen bestand, so verfügte der Ort doch über zwei landwirtschaftliche Bahnen. Der Landwirt August Wilhelm Rimpau (1814 - 1892) pachtete 1838 die preußische Domäne Schlanstedt und errichtete 1839 eine Zuckerfabrik. Aufgrund des schlechten Zustands der Wege um Schlanstedt ließ Rimpau ab etwa 1860 eine Feldbahn mit einer Spurweite von 600mm zum Transport der Zuckerrüben anlegen. Abzweigend von der Stammlinie nach Neudamm wurden mobile Stichgleise zu den Feldern gelegt und die Rübenwagen mit Pferden oder Ochsen bespannt. Diese Wagen verfügten über sogenannte Doppelspurkranzräder um Entgleisungen auch auf verschmutzen Schienen zu vermeiden. Da kein Rübenwagen der Rimpau-Bahn erhalten ist, wird hier ein vergleichbarer Wagen mit Doppelspurkranzrädern der Rübenbahn des Rittergutes Neu Oedelum bei Hildesheim aus der Sammlung des Feldbahnmuseums Hildesheim gezeigt. Foto: J. Fricke (2014) In Neudamm war eine Verladerampe installiert, um die Rüben auf Pferdefuhrwerke verladen zu können. Dies wurde nötig, da die Schlanstedter Zuckerfabrik schon 1885 ihren Betrieb einstellte und die Rüben nun zur Zuckerfabrik nach Hamersleben transportiert wurden. In Schlanstedt wurde von nun an Saatgut aufbereitet, wofür die Gebäude der Fabrik Verwendung fanden. Auch eine Spiritusbrennerei hatte man hier eingerichtet. Nach 1945 wurde die sogenannte Rimpau-Bahn dann demontiert. Der Landwirt Friedrich Strube (1847 - 1897) gründete 1877 in Schlanstedt einen Betrieb für Saatgutveredelung wobei er sich von Rimpau beraten ließ. 1897 übernahm sein Sohn Hermann Strube (1878 - 1919) den Betrieb, den er in den folgenden Jahren erweiterte. 1915 ließ er dann eine 600mm Feldbahn errichten, die die Werksanlagen mit dem Bahnhof Eilenstedt, an der Staatsbahnstrecke Jerxheim - Nienhagen gelegen, verband. Zum Einsatz kamen hier drei Dampflokomotiven sowie dreißig Kastenwagen. Auch von den Fahrzeugen der Strube-Bahn ist heute keines mehr erhalten. Die Mitglieder der Feldbahnarbeitsgemeinschaft Schlanstedt e.V. haben einen ähnlichen Kastenwagen nachgebaut. Bei den Originalwagen befindet sich jedoch im dritten Seitenwandsegment eine Tür und der Wagenkasten wurde durch ein Sprengwerk verstärkt. Foto: J. Fricke (2015) Nachdem 1939 eine Diesellok vom Typ OMZ 117 F bei der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Köln beschafft wurde, konnten zwei der Dampfloks verschrottet werden. Bis zur Stillegung der Bahn Anfang der 1960er Jahren blieb die dritte Dampflok als Reserve bei der Bahn. Triebfahrzeuge der Strube-Bahn nach 1939
Beide Betriebe, Rimpau und Strube wurden 1945 enteignet. Die Firma Strube wagte in Niedersachsen (Schöningen, Söllingen) einen Neuanfang und kehrte 1990 nach Schlanstedt zurück, wo sie einen Teil der alten Gebäude übernahm. Die dritte Feldbahn in Schlanstedt entstand Anfang der 1990er Jahre durch eine Gruppe von Feldbahnfreunden. 1993 konnten diese ihr Vorhaben mit einem ersten Fahrbetrieb der Bevölkerung vorstellen und 1996 erfolgte dann die offizielle Eröffnung der Museumsbahn. Auf wenigen Metern folgt dabei die neu erbaute mittlerweile ca. 1km lange Strecke der alten Trassenführung der Strube-Bahn. Der Betreiberverein, die Feldbahnarbeitsgemeinschaft Schlanstedt e.V., hat auch eine interessante Fahrzeugsammlung aufgebaut. Anlässlich eines Fahrtages am 02.05.2015 entstanden dann die folgenden Bilder (Alle Fotos: J. Fricke), mit denen die sehenswerte Museumsbahn vorgestellt werden soll. Besuchen Sie auch die Homepage des Vereins: http://www.feldbahn-schlanstedt.de Diesellok Typ OMZ117F (KHD 1939 / 23382). Die früher beim Porphyrwerk Vatter in Dossenheim eingesetzte Lok entspricht der 1939 von der Strube-Bahn beschafften Diesellok. Die Diesellok Typ el 105 (Jung 1937/7458) lief zuletzt bei der Ziegelei Sourell GmbH in Nordhausen. Die Diesellok Typ Ns2f (LKM 1954 / 248502) stammt ebenfalls von der Ziegelei Sourell GmbH in Nordhausen. Wettrennen zwischen der Diesellok Typ Ns2f (LKM 1956 / 248741) und einem Trabant P50. Die Diesellok war früher im Ziegelwerk Bad Freienwalde eingesetzt. Die Diesellok Typ Ns2f (LKM 1954 / 248502) mit einem Kastenwagen zur Personenbeförderung. Diesellok Typ OMZ117F (KHD 1939 / 23382) mit Zug auf der Museumsstrecke Diesellok Typ Ns2f (LKM 1956 / 248741) verläßt den Museumsbahnhof. Die Diesellok Typ Ns2f (LKM 1954 / 248502) rangiert im Museumsbahnhof. Dieser Wagen ist ein Eigenbau des Vereins. Er ähnelt den Heeresfeldbahnpersonenwagen des 1. Weltkriegs. Auch einige Straßenfahrzeuge wurden vorgeführt. Hier ein alter Geräteträger aus DDR-Produktion. Ein IFA-Traktor "Pionier". Diese Schlepper wurden von 1949-58 gebaut. Nochmal eine Nahaufnahme des Trabant P50. Diese Fahrzeuge wurden zwischen 1957 und 1962 gebaut. Ein Barkas V901/2 wie er zwischen 1954 und 1961 beim VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt (bis 1956: Framo in Hainichen) hergestellt wurde. |
Quellen: Die Strube-Bahn, Schlanstedt, Schlanstedt o.J. Herbst: Historische Feldbahn Schlanstedt, Schlanstedt 1996 Herbst: Feldbahnen der Region Teil 1, Schlanstedt 2000 |
© Joachim Fricke 2015