Fabrikfoto der Dampflok Pm36-1 der PKP Foto: Archiv Bellingrodt / Sammlung: J. Fricke In den 1930er Jahren beschäftigten sich fast alle europäischen Staatsbahnen mit der Beschleunigung ihres Fernverkehrs. Neben Schnelltriebwagen wurden Dampflokomotiven entworfen, bei denen eine Stromlinienverkleidung den Luftwiederstand senken sollte. Auch die Polnische Staatsbahnen (PKP - Polskie Koleje Państwowe) ließ ein Exemplar der 1937 bei der Pierwsza Fabryka Lokomotyw w Polsce Sp. Akc. gebauten Schnellzugsloks der Reihe Pm36 mit einer Stromlinienverkleidung ausrüsten. Beschafft wurden jedoch nur zwei Exemplare dieser 2'C1'- Lokomotiven, wobei die zweite unverkleidet blieb:
Foto vom Bau der Stromlinienlok Pm36-1 in Chrzanów 1937 Die fertiggestellte Lok wurde auf der Pariser Weltausstellung 1937 mit einer Goldmedaille prämiert. Eine Besonderheit der Lokomotive war, dass das Personal über eine Tür im Tender der Lok den Führerstand bestieg. Über die folgenden Stationierungen und Einsätze schweigt sich die Literatur leider aus. Am 23.08.1939 unterzeichnete die faschistische Regierung des Deutschen Reiches und die UdSSR einen Nichtangriffspakt (Hitler-Stalin-Pakt) im Kriegsfall. Hitler hatte längst den Angriff auf Polen längst vorbereitet. In einem geheimen Zusatzprotokoll „für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ wurde die Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR vereinbart. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen am 01.09.1939 begann der 2. Weltkrieg. Nur 17 Tage später überfiel die Rote Armee Polen von Osten. Das Land wurde, wie in dem Vertrag beschlossen, aufgeteilt.
Aufteilung Polens 1939 Die Pm36-1 verblieb im nun deutsch besetzten Teil Polens, wohingegen ihre unverkleidete Schwesterlok sich im sowjetisch besetztem Territorium befand. Während das Deutsche Reich alle vorgefundenen Lokomotiven bis 1940 in das Nummernsystem der Deutschen Reichsbahn aufnahm, erfolgte dies bei der Pm36-1 nicht. Sie soll schon 1940 nach Berlin-Grunewald in die dortige Versuchsanstalt überführt worden sein. Nach einem Umbau, bei dem sie auch ihre Stromlinienverkleidung verlor, wurde sie ab 1944 unter der Bezeichnung 18 601 als Bremslok (bei Versuchsfahrten neuer Fahrzeuge wurde mit ihr eine Zuglast simuliert) von der Versuchsanstalt eingesetzt. Die Ausmusterung der Lok bei der Reichsbahn soll im Oktober 1952 erfolgt sein. Möglicherweise bedingt durch Kriegsschäden. Alle diese Angaben sind leider in der Literatur sehr widersprüchlich. Polnische Briefmarke mit der Pm36-1 als Motiv Sammlung: E. Fricke (+) / J. Fricke Als die Deutsche Wehrmacht am 22.04.1941 Russland überfiel und damit den Nichtangriffspakt brach, gelangte die Schwesterlok Pm36-2 in den Besitz der Deutschen Reichsbahn. Eine vorgesehen Umbezeichnung zur 18 602 soll wohl nicht erfolgt sein. Nach dem Krieg fand sich die Lok in Österreich abgestellt. Von dort wurde sie 1947 an die Polnische Staatsbahn (PKP) zurückgegeben. Nun stand sie bis 1965 im Einsatz und wurde im Anschluss an das Warschauer Verkehrsmuseum übergeben. Heute ist die Lok wieder einsatzfähig und wird vor Sonderzügen eingesetzt. |
Quelle: Hütter, Holzinger: Die Lokomotiven der PKP 1918 - 1939, Hövelhof 2007 Knipping, Hütter, Wenzel: Lokomotiven "Heim ins Reich", Freiburg 2009 Terczyński: ATLAS parowozów, Poznań 2003 Winkler: Lokomotiv-Versuchsamt Grunewald, München 2002 |
© Joachim Fricke 2019 / 2020