Ölschiefer ist ein toniges und mergeliges Sedimentgestein von grauer bis schwarzer Farbe. Es kann bis zu 20% Kerogen (eine Vorstufe von Erdöl) enthalten. Diese Kerogene haben sich unter Sauerstoffabschluss aus Plankton, Algen und Bakterien gebildet. Häufig finden sich aber auch größer Fossilien in dem Gestein. In Tirol gibt es abbauwürdige Ölschiefervorkommen bei Seefeld, Kirchbichl, Häring und im Bächental nahe dem Achensee. Die älteste Erwähnung einer Gewinnung des sogenannten Steinöls stammt aus dem Jahr 1350. Steinöl fand in erster Linie zur Herstellung von Heilmitteln und Kosmetik Verwendung. Schon 1862 wurde nahe Pertisau am Achensee ein Schurf auf "Steinkohle" angemeldet. Höchstwahrscheinlich wurde das dunkle Ölschiefergestein mit Kohle verwechselt. Bald nach der Jahrhundertwende entdeckte der Holzbauer und passionierte Mineraliensammler Martin Albrecht (1876-1945) am Achensee eine Ölschieferlagerstätte. 1902 schlug er einen Stollen an, den er zu Ehren seiner Ehefrau "Mariastollen" nannte. Dieser liegt ca. 130 m über dem Achensee. In Stollennähe erbaute Albrecht auch die erste Ölschwelerei, wo mittels sogenannter "Passauer Tiegel" das Öl aus dem Gestein destilliert wurde. Passauer Tiegel
Die Lage des Stollens wie auch die ständig erhöhten Sicherheitsanforderungen führten 2002 zur Schließung des Besucherbergwerks. Seit diesem Zeitpunkt verirren sich nur wenige Wanderer zu der Anlage. Ansichtskarte (Sammlung: J. Fricke) Im Jahr 2003 eröffnete der Familienbetrieb Tiroler Steinölwerke Albrecht GmbH & Co. KG in Pertisau das Erlebniszentrum Vitalberg mit Museum, Café und Shop, in dem viele Kosmetikprodukte aus Steinöl angeboten werden. Der Autor möchte sich ganz herzlich bei der Firma Albrecht bedanken, die eine Gesteinsprobe zur Verfügung stellten.
Die folgenden Aufnahmen entstanden im August 2007. Stollenmundloch des "Mariastollen" mit nachgebildeten Passauer Tiegeln Tafel über dem Stollenmundloch Blick in den Mariastollen Grubenwagen vor dem Stollen Blick vom Mariastollen zum Achensee |
Quellen: Hradil: Die Ölschiefer Tirols, Innsbruck 1949 Kuntscher: Höhlen, Bergwerke, Heilquellen in Tirol und Vorarlberg, Berwang 1986 100 Jahre - Die Steinölbrenner vom Bächental am Achensee, Pertisau 2005 (2. Auflage) |
© Joachim Fricke 2021