Das Alstom-Werksmuseum in Salzgitter-Watenstedt


 

Fabrikschild

Original Sammlung J. Fricke

Der Stellmachermeister Gottfried Linke eröffnete 1839 in Breslau  die Waggonbauanstalt Gottfried Linke und fertigte Waggons für die  Oberschlesische Eisenbahn-Gesellschaft. 1897 vereinigte sich die Waggonbauanstalt mit der schon 1832 gegründeten Maschinenfabrik Breslau, die 1832 durch Gustav  Heinrich von Ruffer gegründet wurde. Ruffer hatte die Oberschlesische Eisenbahngesellschaft ab 1860 mit Lokomotiven beliefert. Das neue Unternehmen firmierte unter der Bezeichnung Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahn-Waggonbau und Maschinenbauanstalt. 

Als 1912 auch die Waggonfabrik Gebrüder Hofmann & Co. AG in dem Unternehmen aufging, nannte sich die Firma von nun an Linke-Hofmann-Werke Aktiengesellschaft. Weitere Fusionen folgten in den kommenden Jahren. So übernahmen die Linke-Hofmann-Werke 1917 die Waggonfabrik Herbrand in Köln und 1920 die Maschinenfabrik Füllner in Warmbrunn (Schlesien). 1922 erfolgte die Fusion mit der Aktiengesellschaft Lauchhammer, woraufhin der Firmenname in Linke-Hofmann-Lauchhammer AG (LHL) geändert wurde. Weitere Unternehmen wurden in den kommenden Jahren angegliedert, jedoch schied die Fa. Lauchhammer 1926 wieder aus, was zu einer erneuten Namensänderung führe. Von nun an firmierte das Unternehmen unter dem Namen Linke-Hofmann-Werke Aktiengesellschaft in Breslau. Schon 1928 erfolgten weitere Fusionen mit den Unternehmen Waggon- und Maschinenfabrik AG vorm. Busch in Bautzen sowie der Sächs. Waggonfabrik Werdau AG in Werdau. Erneut wurde der Name der Firma geändert. Von und an hieß das Unternehmen Linke-Hofmann-Busch-Werke AG. In den folgenden Jahren wurden verschiedene Unternehmen aufgekauft und danach umgehend stillgelegt.

Aufgrund der Verstaatlichung der Betriebe in der ehem. DDR und in Polen nach dem 2. Weltkrieg startete das Unternehmen ab 1949 am neuen Standort in Salzgitter mit der Produktion von Rad und Raupenschleppern.

Im Jahr 1958 wurde das Unternehmen Teil der Salzgitter Gruppe und beschäftigte sich in der Folge nur noch mit dem Waggonbau. 1965 errichtete man ein neues Verwaltungsgebäude, dem ein Werksmuseum angegliedert wurde. Neben der Entwicklung von Reisezug- und Güterwagen entstanden verschiedene Triebwagen, wie z.b. der unten abgebildete Leichttriebwagen, der als "Hüttenflitzer" bei den Verkehrsbetrieben Peine-Salzgitter zum Einsatz kam. Teile der ICE-Züge, Triebwagen für Europäische S-Bahn Systeme und der verbreitete LINT (Leichter Innovativer Nahverkehrs Triebwagen) folgten. Seit 1996 gehört das Unternehmen zum französischen Alstom-Konzern und firmiert heute unter dem Namen ALSTOM Transport Deutschland GmbH .

Werbung von 1957 und 2016

Sammlung J. Fricke


Am 31.08.2019 öffnete das Museum im Rahmen eines Festes die Türen für Besucher. Sonst ist das Museum nur nach Voranmeldung zu besichtigen. Die folgenden Bilder zeigen die wichtigsten Großexponate, die an diesem Tag aufgenommen wurden.

Niederbordwagen mit Raupenschlepper Typ "Robot"

Der Niederbordwagen ist mit dem Baujahr 1869 das älteste Schienenfahrzeug im Werksmuseum. 

Er wurde bei der Fa. Gottfried Linke in Breslau gebaut. Besonders beachtenswert sind die

zusätzlichen Kettennotkupplungen, die seinerzeit üblich waren. Der Raupenschlepper "Robot" 

gehört zum Nachkriegsfertigungsprogramm des Unternehmens und wurde 1953 gebaut.

Der Raupenschlepper Typ "Robot"

Nach einigen Prototypen begann die Serienfertigung dieses Schleppers 1953, wozu auch dieses Exemplar gehört.

Dieselelektrischer Schnelltriebwagen SVT 137 277

Das Fahrzeug wurde 1938 von den Linke-Hofmann Werken gebaut und an die Deutsche Reichsbahn

abgeliefert. Der ursprünglich dreiteilige Schnelltriebwagen (das Mittelteil wurde aus Platzgründen

verschrottet) gehörte zur Bauart "Köln". Es war mit einer Maschinenanlage der Fa. Maybach Motorenbau

ausgerüstet. Von 1950 bis zu seiner Ausmusterung 1960 lief der Triebwagen bei der 

Deutschen Bundesbahn unter der Bezeichnung VT 06 104. Der Speiseraum verfügt über sehr

dekorative Intarsienarbeiten.

Hofsalonwagen 2a der deutschen Kaiserin Auguste-Viktoria

Der Salonwagen  2a wurde 1911 gebaut und gehörte zum kaiserlichen Hofzug, welcher

22 Wagen umfasste und in Potsdam stationiert war. Die Deutsche Bundesbahn nutzte

den Wagen zuletzt noch unter der Bezeichnung "10 393 Han" als Konferenzwagen 

und stiftete ihn dem Unternehmen im Jahr 1959.

Kesselwagen 503 281 [P] der Benzinwerke Wilhelmsburg

Der Kesselwagen wurde 1921 bei den Linke-Hofmann Werken in Breslau erbaut.

Hälfte des Doppelstockwagens DW 5 der Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE)

Der Doppelstockwagen entstand 1937  bei den Linke-Hofmann Werken für die Lübeck-Büchener Eisenbahn.

Nach der Verstaatlichung der LBE 1938 erhielt er die Reichsbahn-Nummer 30 995, bei der Deutschen

Bundesbahn war der Wagen noch bis 1977 eingesetzt. Aus Platzmangel wurde die zweite Wagenhälfte

leider verschrottet. Bei der LBE kennzeichnete der gelbe Wagenteil die 2. Klasse wohingegen die 3. Klasse

eine graue Farbgebung erhielt. Die beiden Fahrzeughälften ruhten auf einem gemeinsamen Jakobs-Drehgestell.

Triebkopf ET 171 044a der Hamburger S-Bahn

Der Triebwagen ET 171 044 entstand 1942 bei der Fa. Linke-Hofmann-Busch für die Gleichstrom 

S-Bahn in Hamburg. Zuletzt als 471 144-6 bezeichnet wurde er dem Museum 1990 gestiftet.

Personenzugdampflok 39 184 der Deutschen Reichsbahn

Die Personenzuglok 39 184 wurde 1924 von den Linke-Hofmann-Werken unter der Fabriknummer

2922 gebaut. Die Farben der Preußischen Staatsbahn dürfte sie nur kurz getragen haben. Sie war bei der 

Deutschen Bundesbahn bis 1960 im Einsatz. 

Dampflok "2412 Hannover" der Preußischen Staatsbahn

Die Dampflok "2412 Hannover" wurde 1913 von den Linke-Hofmann-Werken unter der Fabriknummer 963

gebaut und an die Preußische Staatsbahn geliefert. Sie gehört der preußischen Gattung P8 an. Bei der

Deutschen Reichsbahn erhielt sie 1925 die Betriebsnummer 38 1444, unter der sie bis 1960 im Einsatz stand.

Werklok der Gelsenkirchener Bergbau AG

Die Werklok wurde 1922 bei den Linke-Hofmann Werken unter der Fabriknummer 2539 gebaut und bei der

Gelsenkirchener Bergbau AG auf der Zeche Westhausen eingesetzt. Sie trägt die Typenbezeichnung "Gebläse".

Später wurde sie an die Wilhelmshavener Hafenbahn veräußert, die sie bis 1961 einsetzte.

Schmalspurdampflok "Gewerkschaft Humboldt Nr. 5"

Die Schmalspurdampflok wurde 1926 unter der Fabriknummer 2617 gebaut. Sie trägt 

die Typenbezeichnung "Querhebel" und ist für eine Spurweite von 750mm vorgesehen.

 Eingesetzt wurde sie bei der Gewerkschaft Humboldt im Braunkohlentagebau Thüste 

unter der Betriebsnummer 5. 1966 übernahm das Museum die Lok.

Elektrolok der Bremer Lagerhaus Gesellschaft

Die 1916 bei der Waggon- und Maschinenfabrik AG vorm. Busch in Bautzen unter der Fabriknummer

1103 gebaute Elektrolok der Bremer Lagerhaus Gesellschaft konnte in den Lagerhäusern auch im 

Akkubetrieb eingesetzt werden. Sie war noch bis 1982 im Einsatz und kam 1983 ins Werksmuseum.

 

Straßenbahnwagen 3325 Typ TM 33 der BVG

In den späten 1920er Jahren bestellte die Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH eine große Serien (300) von 

Straßenbahntriebwagen mit Mitteleinstieg der Bauart 1927. Die mit einer Schützensteuerung ausgerüsteten 

Wagen hatten jedoch so starke technische Mängel, dass die vollständige Serie 1931 abgestellt werden 

musste. Ab 1933 wurden dann einige Wagen umgebaut und wieder in Betrieb genommen (TM 33+34). Die größte

Serie konnte nach Umbauten 1936 (TM 36) wieder in Dienst gestellt werden um den starken Fahrgastandrang

während der Olympischen Spiele zu bewältigen. Das "moderne Berlin" wollte sich hier keinesfalls mit

Oldtimern aus dem 19. Jahrhundert präsentieren. Der 1928 in Breslau gebaute Wagen 3325 war bis 

zur Stilllegung der West-Berliner Straßenbahn 1967 im Einsatz.

Straßenbahnwagen 3564 Typ V6E der Hamburger Hochbahn AG

Der 1951 bei LHB  in Salgitter für die Hamburger Hochbahn AG gebaute Wagen 3564 gehört den Typ V6 an. Von den

bestellten 102 Wagen entstanden 40 im Werk Salzgitter. 1966/68 erfolgte der Umbau auf Einmannbetrieb. Diese

Triebwagen wurden fortan als Typ V6E bezeichnet. Auch vom Nachfolgetyp V7 fertigte LHB Fahrzeuge. Mit der 

Einstellung des Straßenbahnbetriebs in Hamburg 1978 wurde das Fahrzeug für das Werksmuseum übernommen.


Quellen:

Messerschmidt: Taschenbuch Deutsche Lokomotivfabriken, Stuttgart 1977

www.wikipedia.de


 

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